Siméon hat seit 26 Jahren die Finanzen des Koordinationsbüros in Kigali in der Hand und die Partnerschaft durch viele ihrer Phasen begleitet.
Siméon, wie hast Du zur Partnerschaft gefunden und was hält Dich auch nach so vielen Jahren noch hier?
Ich habe 1985 über die Partnerschaft ein Stipendium für mein Studium in Trier erhalten und durfte hier meinen Diplomabschluss machen und Deutsch lernen. Hierüber kam ich auch mit dem Koordinationsbüro in Kigali in Kontakt und wurde schließlich 1996 vom damaligen Leiter der Jumelage angefragt, die Finanzbuchhaltung zu übernehmen. Seitdem ist natürlich viel passiert: Damals hatte unsere Arbeit noch viel mit den Folgen des Genozids zu tun und wir waren gerade einmal sechs Mitarbeitende. Heute ist unsere Arbeit breiter aufgestellt und das Team natürlich viel größer geworden – die Philosophie unserer Arbeit ist aber gleich geblieben: mit verhältnismäßig kleinen Mitteln die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern und dabei eine intensive Freundschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda zu pflegen.
Das klingt, als sei viel passiert. Welche Rolle spielt die Partnerschaft denn aus Deiner Sicht heute in der ruandischen Öffentlichkeit?
Die Partnerschaft ist in der Bevölkerung sehr bekannt und genießt ein großes Ansehen. Eine große Rolle hierbei hat mit Sicherheit auch die Präsenz der Jumelage unmittelbar nach dem Genozid gespielt: 1994 haben sich alle internationalen Organisationen aus Ruanda zurückgezogen, aber die Jumelage war die erste ausländische Vertretung, die ihre Arbeit wieder aufgenommen hat. Schon im Juli ‘94 kehrte ihr damaliger Leiter zurück und auch in Rheinland-Pfalz hatte man sich umgehend entschieden, die Partnerschaft sobald wie möglich fortzusetzen. Wir waren ihre engen Freund*innen, die zu diesem Zeitpunkt mehr als je zuvor Hilfe benötigten. Es gab Programme für Waisenkinder und für den Wiederaufbau von Häusern und Schulen, viele Partnerschaften kamen in dieser Zeit zustande. Heutzutage gibt es keinen Distrikt, in dem die Jumemalge nicht vertreten ist. Viele Menschen haben verpartnerte Schulen besucht oder sogar ihr Schulgeld durch die Partnerschaft erhalten und konnten somit die Schule besuchen.
Was bedeutet die Partnerschaft für Dich persönlich und was wünschst Du Dir für ihre Zukunft?
Nun, ich bin jetzt schon über 25 Jahre für die Jumelage aktiv und habe in dieser Zeit natürlich ganz viele verschiedene Partner*innen kennengelernt. Gerade zu Beginn meiner Arbeit konnte ich mit meinen Sprachkenntnissen oftmals den persönlichen Austausch zwischen ihnen unterstützen. Über die Jahre haben wir so viele verschiedene Projekte und neue Partnerschaften begleiten, die oftmals bis heute anhalten. Für mich ist es immer wieder schön zu sehen, dass ich durch meine Erfahrung all dies mit voranbringen kann. Nun ist es mit dem Generationenwechsel an der Zeit, unsere Partnerschaft zu erneuern und junge Menschen auf beiden Seiten für sie zu gewinnen, denn ihre Zukunft hängt vom Engagement der Jugend und ihren Ideen ab.
Natürlich habe ich selbst noch immer gute Freund*innen in Rheinland-Pfalz, die ich regelmäßig besuche. Für mich war der persönliche Austausch immer ganz entscheidend für die Zusammenarbeit. Wenn die Pandemie es wieder zulässt, würde ich mir daher wünschen, dass wir uns verstärkt besuchen können, denn die persönlichen Beziehungen, die dabei entstehen, sind es aus meiner Sicht auch, welche die Partnerschaften und die Kooperation insgesamt zusammenhalten.