Hallo Jeanluc, Du warst 2019/20 mit dem Weltwärts-Programm ein Jahr lang als Freiwilliger in Rheinland-Pfalz, am Frauenlob-Gymnasium in Mainz. Wie bist Du dazu gekommen?
Meine ehemalige Schule, die Ecole Rusatira, ist die Partnerschule des Frauenlob-Gymnasiums. Seit einigen Jahren gibt es ein Austauschprogramm zwischen beiden Schulen. 2016 hatte ich daher schon einmal die Chance, nach Mainz zu kommen und dort neue Freund*innen zu finden, mit denen ich noch heute eng verbunden bin. Danach wollte ich unbedingt wiederkommen und habe mich daher für den Freiwilligendienst entschieden.
Was waren Deine Aufgaben und was hat Dir besonders gefallen?
Während meines Freiwilligendienstes habe ich an verschiedenen Stellen mitgearbeitet, von der Hausaufgabenbetreuung bis zur Leitung des Ruanda-Wahlangebots. Ich wollte den Kindern die Kultur meines Heimatlandes spielerisch näherbringen und so habe ich ihnen die traditionellen Tänze gezeigt und wir haben gemeinsam getrommelt. Am Ende haben wir eine Aufführung organisiert. Das hat mir große Freude bereitet.
Was waren Deine Eindrücke und Erfahrungen, als Du in Mainz angekommen bist und wie sind die Schüler*innen Dir begegnet?
Ich wurde von allen Seiten sehr interessiert aufgenommen. Entgegen meiner Erwartung wurde mir auch viel zugetraut und ich konnte meine Fähigkeiten schnell unter Beweis stellen. Es hat mich besonders gefreut, zu sehen, wie ich mit meiner Arbeit Stereotype über Ruanda und den afrikanischen Kontinent aufbrechen konnte. Ich dachte, die Kinder würden sich gar nicht für mich und meine Erfahrungen interessieren, aber das stimmte gar nicht. Die Schüler*innen haben mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht und oft meine Nähe gesucht. Einmal hat ein Junge geweint – ich habe ihm meinen Schal gegeben und gesagt: „Jetzt siehst du cool aus und brauchst nicht mehr weinen.“ Das hat ihn getröstet. Zum Abschied wurden mir ein Paar Socken mit Mainzlogo geschenkt. Die schaue ich mir ab und zu an, lächle und erinnere mich an die Zeit.
Welche Rolle spielen Austauschprogramme aus Deiner Sicht für unsere Partnerschaft?
Ich glaube, sie sind ganz entscheidend. Das Bild, das Menschen von einem Land haben, hängt oft gar nicht an Informationen, sondern vielmehr an Erfahrungen und Begegnungen. Wenn ich als junger Ruander die Fragen der Kinder beantworte und sie mich als Vertrauensperson kennenlernen, werden Sie all dies mit Ruanda verbinden und nicht mehr denken, dass Ruanda wie vermeintlich alle Länder in Afrika bloss arm und voller Wüste ist. Deutschland gilt oft als Land der Bildung und der Informationen, aber das Wissen über Afrika und Ruanda im Speziellen ist doch begrenzt. Ich fände es darüber hinaus sinnvoll, wenn es auch Austauschmöglichkeiten für Lehrkräfte gäbe – ich glaube, wir könnten viel voneinander lernen.
Du engagierst Dich heute beim Jugendnetzwerk Ejo-connect Ruanda. Was bedeutet diese Arbeit für Dich und was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Ejo-connect verbindet viele junge Menschen, die gemeinsam für die Zukunft der Partnerschaft, aber auch unserer Heimat einstehen. Ich finde es toll, Teil hiervon sein zu können und meine Ideen einzubringen. Ich glaube, es braucht viele junge Menschen mit ihren Ideen und Meinungen, um die Partnerschaft der Zukunft zu gestalten und neue Projekte zu starten. Die Erfahrung, dass unsere Stimme gehört wird, kann die Partnerschaft nachhaltig stärken. Ich wünsche mir, dass Ejo-connect weiterwächst, sodass wir uns in weiteren Untergruppen mit noch mehr Themen beschäftigen und einen breiteren gesellschaftlichen Beitrag leisten können.