Bildung in Ruanda
Ruanda hat sich hohe Ziele gesetzt und will den Weg einer wissensbasierten und technologiegeleiteten Entwicklung gehen, um den wissenschaftlichen und technologischen Herausforderungen in Zukunft gerecht werden zu können. Die ruandische Regierung hat von Anfang an sehr viel gemäß ihren Möglichkeiten in die Bildung investiert. Nach nun 20 Jahren zeigen sich die ersten Erfolge: immer besser ausgebildete junge Menschen stehen für den Arbeitsmarkt zur Verfügung und sind oftmals hochmotiviert. Auch zeigt sich dies in den vielen Neugründungen von Kleinstunternehmungen (Start-Ups).
Das ruandische Bildungswesen gliedert sich in eine rudimentäre Vorschulerziehung und eine 9-jährige Primarschulbildung (Klassen 1-9). Die Einschulungsrate liegt bei über 95 %. Tatsächlich abgeschlossen wird die Primarschule von etwa 70% der Schüler*innen. Auf die Primarschule baut sich die dreijährige Sekundarbildung auf, bei der Bildungsschwerpunkte z.B. der mathematisch-naturwissenschaftliche ausgewählt werden können. Bis 2009 war Französisch neben Kinyarwanda die offizielle Sprache. Mit Beginn des Schuljahres 2009 wurde ab der 3. Klasse vollständig von Französisch auf Englisch als Unterrichtssprache umgestellt. Die Klassenstufen 1-3 werden auf Kinyarwanda unterrichtet.
Ruanda hat in den letzten Jahren die berufliche Ausbildung fortlaufend gestärkt, um dem großen Mangel an Fachkräften in Wirtschaft und Handwerk begegnen zu können.
Das ruandische Bildungssystem ist durchlässig. Es gibt die Möglichkeit, über einen zweiten Bildungsweg durch eine berufliche Ausbildung ein Studium zu absolvieren.
Trotz zahlreicher Fortschritte gibt es in der Realität gerade an Schulen im ländlichen Raum noch großen Handlungsbedarf. Schulgebäude sind hier oft baufällig, verfügen weder über Strom- noch Wasserversorgung, sind mit didaktischem Material schlecht ausgestattet und Lehrer erhalten eine geringe Bezahlung, was teilweise zu einer geringerin Arbeitsmotivation führt. Die 9-jährige bzw. 12-year-basic-education (Hauptschule) gilt offiziell als schulgeldfrei, wobei die Eltern für Schuluniform, Hefte, Stifte und Verpflegung selbst aufkommen müssen. Das hat zur Folge, dass sich viele Eltern die Begleitkosten des Schulbesuchs ihrer Kinder nicht leisten können und ihre Kinder, oftmals die Mädchen, nach anderen Möglichkeiten suchen sich die Schule zu finanzieren. Auch der mangelnde Zugang zu Essen im Laufe des Schulalltags ist für die Schüler*innen ein großes Problem. Die Familien im ländlichen Raum verfügen nicht über das notwenige Geld für die Schulspeisungen, daher müssen die Kinder den Schultag ohne Nahrung meistern. Die Aufnahme von Nährstoffen und Energie ist für Gesundheit und Konzentration der Kinder jedoch essenziel.
Neben den staatlichen 12-year-basic-education Schulen, welche eine komplette Schullaufbahn abdecken, existieren zudem Internatsschulen mit Schwerpunktsetzung. Es gibt mathematisch-naturwissenschaftliche, humanistisch-sprachliche sowie technische und sozialpädagogische Ausrichtungen. Die Internatsschulen sind bislang schulgeldpflichtig. Dies, sowie die anfallenden Kosten im 9- bzw. 12-year-basic-education-System führen unter anderem dazu, dass nur etwa 40% der Schüler*innen nach dem Besuch der Primarschule in die Sekundarschule wechseln.
Das Schuljahr an ruandischen Schulen gliedert sich in drei Trimester, deren letztes Trimester mit Prüfungen abgeschlossen wird. Sekundarschulen bieten oft Arbeitsgemeinschaften an, in denen Schüler*innen soziale Kompetenzen erlernen können, sei es durch Sport, Tanz, Gesang oder ähnliche Aktivitäten.
Aufgrund der hohen Geburtenrate laufen die Schulbaumaßnahmen ständig der Bevölkerungsentwicklung hinterher, was häufig zu völlig überfüllten Klassenräumen führt. Als Lösungsansatz setzt die Regierung bei neuen Schulbaumaßnahmen auf eine Bürgerbeteiligung in Form von unbezahlter Eigenleistung der Bevölkerung, während von staatlicher Seite das Baumaterial zur Verfügung gestellt wird. Auch bleiben unzureichende Unterrichtsmittel sowie insbesondere die geringe Anzahl an Lehrkräften und deren meist unzureichende Qualifikation eine große Herausforderung. So beträgt die durchschnittliche Schüler*innenzahl pro Lehrkraft im Primarschulbereich 60:1, zum Vergleich in Deutschland liegt diese bei 16:1.
Dies alles sind zentrale Herausforderungen, vor denen die ruandische Regierung steht.
Eine Hochschulbildung ist in ungefähr 40 Einrichtungen möglich, wovon lediglich drei staatlich sind. Ein Grund für die wenigen staatlichen Universitäten ist, dass sich vor nicht allzu langer Zeit verschiedene Einrichtungen zu einer großen Universität, der National University of Rwanda (UR) zusammengeschlossen haben, die viele verschiedene Fachrichtungen beinhaltet.
Weitere Informationen finden Sie hier:
https://www.bq-portal.de/db/L%C3%A4nder-und-Berufsprofile/ruanda
https://www.statistics.gov.rw/statistical-publications/subject/primary%2C-secondary-and-literacy