Förderung der frühkindlichen Entwicklung im Sektor Kirehe

 

In Ruanda ist die Förderung von Kindern in ihrer frühen Kindheit nicht sehr weit verbreitet. Wo in Deutschland jeder einen gesetzlichen Anspruch auf einen KiTa-Platz hat und bspw. das Vorlesen oder das Spielen mit dem Kind ein fester Bestandteil im Leben vieler Familien sind, gibt es in Ruanda kaum Strukturen für die Betreuung der Kinder. Mehr als die Hälfte der Kinder bleiben in Ruanda tagsüber alleine mit ihren Geschwistern zuhause. Das kann später zu Problemen bspw. im sozialen Verhalten führen.

Um dem entgegenzuwirken wurde 2011 die ECD-Richtlinie von der Regierung beschlossen (early child development = frühkindliche Entwicklung). Dieses Programm wurde angetrieben von der langfristigen Vision der Humankapitalentwicklung in Ruanda. Um das Land voranzubringen brauche man Bürger, die ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Die Ausbildung dieses Potenzials beginnt schon in der frühen Kindheit. Dort sollte das ECD-Programm ansetzen.

Drei verschiedene Modelle werden dazu vorgeschlagen: die nachbarschaftliche Hilfe, bei der ein Haushalt sich um die Kinder der Nachbarschaft kümmert, ECD-Zentren, vergleichbar mit Kindergärten und Lösungen, die von den Gemeinden vor Ort organisiert werden. Dabei sollen insbesondere die Eltern einbezogen werden und zuallererst durch Bildungsarbeit dazu befähigt werden, sich zu engagieren.

 

Zum Projekt:

Ziel des Projektes in Kooperation mit dem Partnerschaftsverein ist die Ausbildung und Befähigung von 20 Frauen aus dem ganzen Sektor Kirehe, die sich später als Vermittlerinnen in ihren Heimatgemeinden engagieren sollen, um Möglichkeiten zur altersgerechten Betreuung von Kindern zu schaffen. Das Seminar war in zwei Phasen gegliedert: Zum einen sollten die Frauen lernen, was im frühkindlichen Alter bei der Entwicklung wichtig ist und wie die ECD-Richtlinien des Staates umgesetzt werden können. Dabei ging es nicht nur um die reine Vermittlung von theoretischem Wissen, sondern besonders darum, voneinander zu lernen und durch Diskussionen zu neuen Möglichkeiten der Umsetzung zu kommen. In der zweiten Phase sollten vor Ort, mit dem Wissen aus der Ausbildung, Betreuungsmaßnahmen geschaffen, sowie weitere Eltern und auch Gemeindeleiter für das Problem sensibilisiert werden.

Themen waren unter anderem die Grundlagen zur Entwicklung von Kindern. Die Teilnehmerinnen lernten, welche Umweltfaktoren Kinder beeinflussen und wie man eine gesunde Entwicklung mithilfe der Meilensteine der Entwicklung kontrollieren kann. Außerdem wurden die nationalen ECD-Richtlinien erläutert und über die Mindeststandards bei ECD-Leistungen geredet. Diese erweisen sich besonders in der praktischen Umsetzung als problematisch, da sie in vielen Gegenden nicht umsetzbar sind. Zusätzlich wurden gesellschaftliche Themen wie Geschlechtergleichheit in der Erziehung und Inklusion gesprochen.

Im nächsten Schritt sollten die Frauen das Gelernte in ihren Gemeinden umsetzen. Das war jedoch gar nicht so einfach. Um auch in diesem Schritt unterstützt zu werden, wurden die Frauen von den Seminarleitern besucht und haben dabei Ratschläge bekommen.

 

Umsetzung in den Gemeinden:

Zusammenfassend kann man sagen, dass sowohl bei Eltern, als auch bei Gemeindeleitern das Bewusstsein dafür geschärft wurde, wie wichtig die frühe Förderung von Kinder durch eine geeignete Betreuung ist. Trotz des großen Engagements konnten erst wenige Projekte umgesetzt werden. Das Hauptproblem ist, geeignete Räumlichkeiten zu finden, die den ECD-Mindeststandards entsprechen - etwa in Bezug auf dem Zugang zu Wasser oder die Sicherheit der Kinder. Diese Standards sind in vielen ländlichen Gegenden kaum gegeben. Den Frauen und Engagierten wurde ans Herz gelegt, sich, trotz fehlender Infrastruktur, weiterhin für das Thema einzusetzen und das Gelernte in ihren Gemeinden weiterzugeben, um mehr Eltern zu erreichen.

Der Partnerschaftsverein war der Hauptpartner des Sektors Kirehe bei dem Projekt. Neben der Hilfe bei dem Training hat er auch den Bau einer Modell-Kinderbetreuung in Nyabikokora möglich gemacht.

 

Das Projekt ist insofern ein Erfolgda es bei den Eltern und in den Gemeinden viel bewegen konnte. Das Bewusstsein für eine altersgerechte Betreuung und einen guten Umgang mit Kindern konnte geschärft werden. Somit ist der erste Schritt getan. Allerdings bedarf es noch vieler weiterer Schritte und einer umfassenden Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Regierungsebenen und den Eltern, damit sich das Wissen über die frühkindliche Erziehung über alle Gesellschaftsschichten hinweg verbreiten kann und vor allem, damit die Theorie - die vom Staat vorgegebenen ECD-Richtlinien - alltagsnah umgesetzt werden kann.

 

Wer sich noch mehr für das Thema und das Projekt interessiert kann sich  im Abschlussbericht des Projekts näher informieren.