Museen bekommen seit einigen Jahren in Ruanda eine immer größere Bedeutung, nicht nur im Sinne eines attraktiven Angebots für Touristen, sondern um eine eigene neue Identität zu begründen, die sich sowohl auf die traditionelle Kultur Ruandas bezieht, aber auch eine neue Kreativität und Sprache für die heutige Zeit und die somit auch für die Zukunft gelten soll. Der Bildungsauftrag an Schulen und Universitäten wird mit Museen ergänzt, die zusätzlich anschauliches Material für die Bevölkerung aufbereiten sollen. Gerade das Visuelle hat in einer immer noch sehr stark oralen Gesellschaft eine große Bedeutung und regt die eigene Vorstellungskraft an.
Zwischen Ruanda und Deutschland gibt es eine besondere Verbindung, gehörte das Land Ruanda doch zu dem ostafrikanischen Kolonialgebiet des Deutschen Reiches. Das Kant-Haus in Kigali ist das letzte bauliche Zeugnis der dt. Kolonialzeit, erbaut in 1908 als Wohnhaus des ersten deutschen Residenten Richard Kant.
Aus Anlass des 150. Geburtstags von Richard Kant, wurde eine Dauerausstellung über „Ruanda zur Zeit der Deutschen“ eingerichtet und eröffnet. Sie zeigt historisches Bild- und Tonmaterial aus der Zeit, als deutsche Kolonisatoren und Missionare nach Ruanda kamen. Wichtig war uns, dass die ruandische Sichtweise Eingang fand. Auch darf nicht vergessen werden, dass die Deutschen die ersten waren, die Bild und Tonaufnahmen von einem von außen noch recht unberührten Land machten, die für das heutige Ruanda sehr aufschlussreich sind.
Auf Initiative des Partnerschaftsvereins, mit Geldmitteln des Auswärtigen Amtes in Berlin sowie Spendenmittel aus Rheinland-Pfalz und mithilfe des Koordinationsbüros vor Ort arbeitete ein deutsch-ruandisches Team, teilweise ehrenamtlich, Hand in Hand an der Konzeption der Ausstellung. Es wurden Interviews mit ruandischen Personen vor Ort geführt, die noch über Wissen verfügten, das ihnen ihre Eltern oder Großeltern vermittelten. Erstmalig wurden Tondokumente über Gesänge der damaligen Zeit aus deutschen Archiven nach Ruanda gebracht. In der deutschen Kolonialzeit entstanden die ersten Fotos von damaligen ruandischen Landschaften, vom sozialen und kulturellen Leben des Landes.
Die Ausstellung soll ein weiteres Signal für den Erhalt des kulturellen Erbes Ruandas setzen und einen Ort in Ruanda zur Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Geschichte ermöglichen. So hat Ruanda zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Art Basisausstellung über diese Zeit der deutschen Herrschaft in Ruanda, die weiterentwickelt werden kann und muss. Gerade in der heutigen Zeit, in der wir verstärkt über das, historisch sehr belastete, Verhältnis zwischen Europa und dem afrikanischen Kontinent mit der afrikanischen Seite sprechen und nachdenken.